Freitag, 11. August 2017

Welche Kleidung benötige ich zum Wandern?

Auf diese Frage gibt es natürlich nicht die eine richtige Antwort, und wenn es um die Feinheiten geht, wird man unterschiedliche Antworten bekommen, je nachdem, wen man fragt. In diesem Post möchte ich deshalb zunächst einmal über die grundlegenden Dinge sprechen, die man mitnehmen sollte und worauf aus meiner Sicht zu achten ist. Ich gehe dabei von einer Zelttour von 5-7 Tagen aus. Bei einer Hüttentour kann man natürlich mit einem dünneren Schlafsack auskommen.

Wanderschuhe, Rucksack, Schlafsack

Okay, Rucksack und Schlafsack zählen jetzt nicht unbedingt als Kleidungsstücke. Ich habe sie hier aber dennoch mit aufgenommen, weil diese drei Sachen meiner Meinung nach die wichtigsten Dinge beim Wandern sind. Und bei denen sollte man nicht sparen. Natürlich benötigt man nicht das Teuerste vom Teuren, aber ich würde hier wirklich auf Qualität achten. Dies zahlt sich auch aus, mein Rucksack beispielsweise begleitet mich jetzt schon im elften Jahr.

Wanderschuhe
Je nach Gebiet kann man sich zwischen Halbschuhen und Stiefeln entscheiden. Ich habe sehr hohe Stiefel, weil ich oft in feuchtem Wetter und sumpfigem Gebiet unterwegs bin. Die Schuhe sollten vernünftige Qualität haben und vor der ersten Wanderung sehr gut eingelaufen werden. Obwohl die Preise im Internet verlockend sind, lohnt es sich beim Kauf von Wanderschuhen, ein Fachgeschäft aufzusuchen. Dort kann man nicht nur ausprobieren, welche Größe man wirklich benötigt (viele Modelle fallen unterschiedlich aus), sondern man bekommt auch eine Beratung, welcher Schuh für welchen Einsatz der Richtige ist.

Rucksack
Wanderrucksäcke müssen ein gutes Tragesystem haben, v.a. den Hüftgurt finde ich extrem wichtig. Außerdem sollten sie groß genug sein, so dass man nur im Ausnahmefall Dinge außen befestigen muss. Auch hier lohnt es sich, verschiedene Modell auszuprobieren, um herauszufinden welches am besten für die eigene Körperform passt. Ich persönlich finde es darüber hinaus wichtig, dass es einige kleinere Außentaschen gibt, an die man gut herankommt, um zum Beispiel eine Regenjacke schnell herauszuholen. Viele Rucksäcke haben mir zu viele Bänder und Riemen außen. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Schlafsack
Zu den unangenehmsten Dingen beim Zelten überhaupt gehört es, nachts zu frieren. Ernsthaft: Das möchte man nicht erleben! Ein Gegenmittel ist natürlich ein vernünftiger Schlafsack. Leider muss man hier abwägen zwischen Wärmeleistung einerseits und Größe/Packmaß auf der anderen Seite. Generell sollte man den Temperaturangaben der Hersteller nur bedingt vertrauen und lieber ein paar Grade aufschlagen. Dazu kommt, dass das Wärmeempfinden von Person zu Person sehr unterschiedlich sein kann. Was man jedoch generell sagen kann ist, dass Frauen meistens eher frieren als Männer (einige Schlafsack-Hersteller haben deshalb unterschiedliche Temperatur-Angaben je Geschlecht). Was die Größe des Schlafsacks angeht, ist es ideal, wenn dieser 5cm länger ist als der eigene Körper. Man möchte nämlich im Schlafsack eine kleine Luftschicht um den Körper haben, die man durch die Körpertemperatur erwärmt. Ist der Schlafsack zu klein, hat man diese Schicht nicht. Ist er zu lang, muss der Körper zu viele Luft erwärmen, so dass man wieder schneller friert. Wenn der Schlafsack sehr lang ist, kann man ihn etwas mit Klamotten auspolstern.

Jacke und Hose

Bei der Wanderhose sollte man darauf achten, dass sie winddicht und Mücken-dicht ist. Außerdem sollte sie auch etwas Regen aushalten und möglichst schnell wieder trocknen. Ich habe bei meinen Wanderungen noch eine zweite, dünnere Wanderhose dabei, die ich zum Wechseln verwende. Je nach Jahreszeit und Wandergebiet nehme ich zusätzlich eine sehr dünne Regenhose mit. Ich finde es allerdings nicht so dramatisch, wenn die Beine beim Regen nass werden. Nur die Stiefel sollten so lange wie möglich trocken bleiben. Gamaschen sind daher eine echte Alternative zur Regenhose, v.a. wenn man mit sumpfigem Gelände zu rechnen hat.
Als Jacke bevorzuge ich eine Softshell-Jacke. Die ist extrem atmungsaktiv und raschelt nicht so laut. Dafür ist sie aber nicht wasserdicht. Also habe ich zusätzlich noch eine dünne Regenjacke oder einen Poncho dabei (dann kann man sich den Regenschutz für den Rucksack sparen). Man kann es sich auch einfach machen und nur eine Hardshell-Jacke mitnehmen (Hardshell-Jacken sind komplett wasserdicht). Darin gerät man allerdings schnell ins Schwitzen. Meine Überlegungen zum Regenschutz werde ich noch mal genauer in einem eigenen Post beschreiben. Wenn ich mit kälteren Temperaturen rechne, nehme ich auch noch eine Thermojacke mit (gibt es mit Kunstfaser oder mit Daunen gefüllt). Die hat ein geringes Packmaß, und es ist ein wahres Vergnügen, sich die morgens überzustreifen und die Kapuze aufzusetzen, wenn man den warmen Schlafsack verlässt. Ja, ihr habt richtig gezählt: Das sind bis zu drei Jacken, die ich mitnehme.

Shirts und Unterwäsche

Die wichtigste Regel für Wanderkleidung lautet: So wenig Baumwolle wie möglich. Baumwolle zieht schnell Feuchtigkeit (wodurch man sofort anfängt zu frieren) und trocknet langsam. Deshalb heißt es: Synthetik/Fleece oder Wolle.
Beim Wandern selbst trage ich unter der Jacke nur ein langärmeliges Shirt. Die gibt es in schöner Qualität aus Merinowolle, aber auch für kleines Geld im Berufsbekleidungs-Geschäft (darauf achten, dass der Baumwoll-Anteil möglichst gering ist). Wichtig finde ich, dass man ein zweites Shirt griffbereit oben im Rucksack (oder in einer Seitentasche) hat, damit man das Shirt bei einer Pause schnell wechseln kann. Denn sobald man aufhört, sich zu bewegen, wird man im durchgeschwitzten Shirt schnell frieren. Ob man noch ein drittes oder viertes Shirt mitnimmt, hängt im Wesentlichen von den eigenen Hygiene-Vorstellungen ab:-)
Ich habe dann noch einen dünnen und einen dicken Fleece-Pulli dabei, so dass ich für jede Temperatur gerüstet bin. Aber die ziehe ich eigentlich nur bei längeren Pausen an.
Außerdem nehme ich immer eine lange Unterhose und ein dickes langes Unterhemd aus Merino-Wolle mit. Beides ziehe ich zum Schlafen an.

Sonstige Kleidung

Für spezielle Wandersocken kann man viel Geld ausgeben, und hier kann man meiner Meinung nach sparen, wenn das Budget begrenzt ist. Einfach darauf achten, dass die Socken einen möglichst geringen Baumwoll-Anteil haben und nicht zu dünn sind. Ich habe zwei Paar Wandersocken dabei, die können nach ein paar Tagen schon ziemlich müffeln, so dass es nett ist, sie zu wechseln. Zusätzlich nehme ich noch ein dickeres Paar Wollsocken mit, die ich im Schlafsack anziehe.

Kopfbedeckungen
Hier bin ich glaube ich etwas speziell, denn ich nehme drei verschiedene Arten von Mützen mit. Erstens eine Wollmütze, die ich nachts im Schlafsack trage, oder wenn es tagsüber wirklich kalt wird. Zweitens so eine Anglermütze, die gegen die Sonne schützt. Und drittens eine Allwetter-Kappe. Die sehen ziemlich bescheuert aus, sind aber extrem praktisch! Denn sie sind wasserdicht und winddicht und halten auch noch warm. Außerdem kann man die Temperatur etwas regulieren, indem man die Ohrenklappen hochklappt (hatte ich schon gesagt, dass die nicht besonders gut aussehen?) Diese Kappen gibt es von verschiedenen Outdoor-Marken, ich kaufe sie jedoch immer im Berufsbekleidungs-Geschäft, wo exakt dieselbe Kappe ungefähr die Hälfte kostet.

Handschuhe
Die benötigt man natürlich nur, wenn man mit kälteren Temperaturen zu rechnen hat. Wenn ich nicht gerade auf Mallorca unterwegs bin, nehme ich ein Paar Fleece-Handschuhe. Die wiegen nicht viel und halten schon ein wenig Kälte ab, sind jedoch nicht wasserdicht.

Handtuch
Es empfiehlt sich, ein Handtuch dabei zu haben. Auch hier gibt es High-Tech-Varianten, die extrem klein und leicht sind. Ich nehme allerdings immer ein altes Badehandtuch mit, das inzwischen so dünn geworden ist, dass man es auch recht klein zusammenfalten kann.

Outdoor-Sandalen
Für viele Gebiete ein Muss sind Outdoorsandalen, weil man oft Flüsse durchwaten muss. Das geht auf gar keinen Fall barfuss, weil auf dem Boden spitze Steine lauern. Crocs oder Neopren-Schuhe sind Alternativen. Man kann natürlich auch einfach alte Turnschuhe nehmen, aber die trocknen in der Regel sehr langsam und sind entsprechend schwer, wenn sie sich mit Wasser vollgesogen haben. Ich nehme meine Outdoor-Sandalen auch dann mit, wenn nichts zu durchwaten ist, weil ich es sehr angenehm finde, morgens und abends am Zeltplatz nicht die klobigen Wanderstiefel tragen zu müssen.


Ich habe mich in diesem Artikel auf Kleidung zum Wandern konzentriert. Über weitere Ausrüstung wie Isomatte, Kocher oder Stirnlampe werde ich in späteren Posts schreiben.



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