Samstag, 12. August 2017

Was isst man denn auf so einer Wanderung?

Nachdem ich im letzten Post über ein paar Grundlagen zur Kleidung geschrieben habe, will ich heute mal meine Gedanken zum Thema Essen teilen. Natürlich eins der wichtigsten Themen auf jeder Wanderung. Bevor ich genauer darauf eingehe, was genau sich meiner Meinung nach gut eignet, in den Rucksack zu wandern, hier ein paar allgemeine Gedanken:

Kalorien
Der Kalorienverbrauch auf einer mehrtägigen Wanderung mit schwerem Rucksack ist nicht ansatzweise mit dem Alltag zu vergleichen - selbst wenn man täglich Rad fährt oder Sport treibt. Man tut sich also keinen Gefallen, kalorienarme Nahrung mitzunehmen. Ganz im Gegenteil: Fett und Zucker sind unsere Freunde, wenn es ums Wandern geht. Und man wird sich wundern, dass man vermutlich dennoch abnimmt.

Verderbliches zu Hause lassen
Das versteht sich eigentlich von selbst. Es hängt natürlich vom zu erwartenden Wetter ab, wie lange sich Lebensmittel unterwegs halten, aber größere Mengen Butter oder frisches Fleisch eignen sich schlecht für einen Wanderurlaub.

Warum Nahrung noch wichtig ist
Nahrung hat auf einer Wanderung nicht nur den Zweck, unseren Hunger zu stillen. Darüber hinaus gibt es mindestens noch zwei andere Funktionen: Wer satt ist, friert nicht so schnell. Und Nahrung (zum Beispiel) Schokolade kann auch etwas Motivierendes haben und uns zum Beispiel über einen Regentag oder eine anstrengende Etappe hinweghelfen.

Trinken
Auch der Flüssigkeitsbedarf auf einer Wanderung ist deutlich höher als im Alltag - und auch hier trinken die meisten Menschen ja schon zu wenig. Man sollte es sich selbst also einfach machen, oft und viel zu trinken. Die Trinkflasche immer griffbereit haben, ist eine gute Idee. Ich finde es nach ein paar Tagen etwas langweilig, immer nur kaltes Wasser zu trinken. Eine Brausetablette mit Geschmack oder ein Teebeutel in der Trinkflasche wirken dann Wunder. Ich habe es mir außerdem zum Ritual gemacht, morgens und abends einen großen Becher heißen Tee zu trinken.
Trinkwasser beim Wandern ist natürlich ein großes Thema, inklusive der Aufbereitung, die in vielen Gebieten nötig wird. Dazu werde ich später noch mal einen eigenen Post schreiben.

Wandern ist kein Gourmet-Urlaub
Eine traurige Wahrheit, mit der ich mich über die Jahre anfreunden musste, lautet: Wandern ist kein Gourmet-Urlaub. Man kann sich natürlich ein paar leckere Sachen mitnehmen und dafür das zusätzliche Kilo in Kauf nehmen. Aber das Essen bleibt nunmal funktional. Das Gute ist jedoch, dass zumindest mich das nicht besonders stört, denn zum Einen bin ich meistens so hungrig, dass mir fast alles schmecken würde. Zum anderen gehört Trockenfutter für mich zu einem Wanderurlaub dazu. Umso schöner ist es dann, wenn man nach der Wanderung wieder ein leckeres "richtiges" Essen bekommt. Ich habe übrigens mal ausprobiert, mich zwei Tage lang zu Hause in meinem Alltag von meinem typischen "Wanderessen" zu ernähren. Was soll ich sagen: Das war keine besonders erfreuliche Erfahrung.

Gewicht der Lebensmittel
Essen ist generell ein großer Gewichtsfaktor beim Wandern. Wenn ich eine Woche lang unterwegs bin, habe ich circa 6 kg Essen dabei (ohne Wasser). Das Gute ist, dass der Rucksack dann jeden Tag schon ungefähr ein Kilo leichter wird:-) Generell kann man sagen, dass man Essen mitnehmen möchte, das 1) viel Nährwert hat und 2) möglichst wenig Wasser enthält, denn Wasser ist schwer und lässt sich in der Regel vor Ort hinzufügen. Deshalb bestehen warme Mahlzeiten beim Wandern meistens aus gefriergetrockneten Gerichten. Haferflocken erfüllen diese Anforderungen ebenso wie Nüsse. Zucchinis und Äpfel sind hingegen eher schlecht geeignet.

So, nach diesen allgemeinen Überlegungen kommt nun eine Liste mit Nahrungsmitteln, die ich auf eine Wanderung mitnehme. Auf dem Bild seht ihr alles Essen, das ich auf meine Wanderung im Rondane-Nationalpark in Norwegen mitgenommen habe. Da war ich sieben Tage lang unterwegs (jeweils 6x Frühstück, Mittag, Abendessen).


  • Tütensuppen: Für jeden Tag eine. Wenn das Wetter und die Landschaft es zulassen, mache ich mittags/nachmittags jeweils eine längere Pause, in der ich den Kocher auspacke und mir eine Suppe koche. Falls das nicht geht, esse ich die abends vor der Hauptmahlzeit.
  • Tee und Kaffee: Für jeden Tag zwei Teebeutel und eine Tüte Instand-Cappuccino. Über das Thema Kaffee beim Wandern kann man viel diskutieren, so dass es einen eigenen Post erfordert.
  • Trockenobst: Eine große Tüte Pflaumen oder Aprikosen. Muss man nicht unbedingt machen, ich finde aber, es ist ein schöner Snack für zwischendurch, auch wenn das Gewichtsverhältnis nicht ganz optimal ist. 
  • Müsliriegel/Früchteriegel: Für jeden Tag einen Riegel, plus 1-2 in Reserve für besonders anstrengende Tage. Riegel sind für mich die Geheimwaffe, wenn ich schon erschöpft bin und noch 1-2 Stunden weiter muss. Es gibt neben Müsliriegeln eine riesige Palette von Früchteriegeln, von denen ich viele richtig lecker finde. Die kosten dann allerdings auch schon mal einen Euro pro Stück.
  • Pflanzliches Schmalz: Ein kleiner Topf. Spricht eigentlich für sich: Reines Fett, viele Kalorien, ein ordentlich würziges Aroma. Und ich habe noch nie erlebt, dass es verdirbt, selbst nach mehrmaligem Schmelzen und wieder Festwerden nicht. Wichtig ist, dass man das Schmalz in ein komplett dichtes Gefäß umfüllt, sonst kann es eine große Sauerei im Rucksack geben.
  • Magnesiumtabletten: Für jeden Tag 2 Stück. Ich nehme sie im wesentlichen wegen des Geschmacks mit. Auf einer Wanderung hatte ich Krämpfe und habe dann gleich mal 2 Tabletten getrunken. Wie viel die dabei wirklich helfen, darüber streiten sich ja die Experten.
  • Outdoor-Essen: Inzwischen gibt es von vielen verschiedenen Anbietern warme Fertiggerichte, die speziell für Outdoor-Aktivitäten entwickelt wurden. Das sind gefriergetrocknete Hauptgerichte, bei denen man einfach nur kochendes Wasser direkt in die Tüte schüttet, 15 Minuten wartet und sein Essen dann auch direkt aus der Tüte löffeln kann - wenn man es nicht auf einen Teller umfüllen will. Diese Gerichte gibt es in diversen Geschmäckern, viele auch vegetarisch. Sie sind nicht ganz günstig (ca. 6-8 EUR pro Portion), machen aber gut satt.
  • Nudelgerichte: In jedem Supermarkt bekommt man für sehr wenig Geld solche Tüten. Ich finde die erstaunlich lecker. Der Nachteil ist, dass man die Tüten in einen Topf mit Wasser einrühren und ca. 10 Minuten lang kochen muss. Es dauert also deutlich länger als die Outdoor-Tüten. Ich nehme ungefähr die Hälfte solcher Tüten mit (für schlechtes Wetter) und die Hälfte der Outdoor-Tüten (wenn ich mehr Zeit und Lust zum Kochen habe).
  • Haferflocken/Müsli: Ungefähr 75g pro Frühstück. Ich esse allerdings nicht jeden Morgen Haferflocken, sondern manchmal auch Milchreis oder Griesbrei (siehe unten).
  • Schokolade: Muss auf jeder Wandertour mit! Ich rechne mit 1/2 Tafel pro Tag plus einer Tafel als eiserne Reserve.
  • Knäckebrot: Damit ich etwas zum Beißen zur Suppe habe und etwas, auf das ich das Schmelz streichen kann.
  • Couscous: Muss man nicht unbedingt machen, ist aber eine super Sache, um Tütensuppen etwas aufzupeppen. Einfach am Ende der Kochzeit etwas Couscous mit in die Suppe geben und 1-2 Minuten mitkochen lassen.
  • Milchpulver: Für mich ganz wichtig für die Haferflocken, Milchreis, Griesbrei, Kaffee. Wer sich mit Milchpulver nicht auskennt: Man muss deutlich mehr Pulver ins Wasser geben, als man denkt, damit es annähernd nach Milch schmeckt. Deshalb nehme ich für eine Woche ungefähr 200g Milchpulver mit.
  • Studentenfutter: Eine sehr große Tüte für eine Woche. Von einem Amerikaner habe ich mal gelernt, dass GORN ("Good Old Raisins and Nuts") zu den wichtigsten Dingen auf jeder Wanderung gehören. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
  • Wasser: Ich nehme natürlich kein gekauftes Wasser mit nach Norwegen. Auf dem Bild sieht man nur die Flasche, die ich auf der Wanderung dabei hatte.
  • Whisky: Ein Luxus, den ich mir gönne, denn für mich ist es ein Höhepunkt auf jeder Wanderung, abends vor dem Zelt zu sitzen, Whisky aus einem alten Emaille-Becher zu trinken und die Landschaft zu genießen.
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